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Corona Pandemie

Die Pandemie als Chance für ländliche Räume?

 

Thesen für sich verändernde städtebauliche Rahmenbedingungen | Beitrag von Hartmut Gräter

Während in Coronazeiten manche Berufsgruppen, wie z. B. das Bauhauptgewerbe, fast ungestört durcharbeiten konnten, mussten vor allem Bürotätigkeiten kurzfristig ins Homeoffice verlagert werden. Manchmal waren Schichtmodelle umzusetzen. Nicht selten zeigte sich dabei, dass bei entsprechender Übung ein effizientes Arbeiten zuhause möglich ist und teilweise durch den Verzicht auf den täglichen Stau sogar Erholungseffekte und Zeitersparnis eintreten.

Deutlich wurde, dass das seit Jahrzehnten kritisch beurteilte Einfamilienhaus in der Peripherie oder auf dem Land ein verhältnismäßig angenehmer Ort für den ‚Lockdown‘ war: Stabile Nachbarschaften, langjährige und persönliche Einkaufsbeziehungen, private Gartenflächen und großzügige Grundrisse für die eigene Familie und das Homeoffice sind außerordentlich hilfreich. Auch Eigentümer waren im Gegensatz zu Mietern häufig im Vorteil, weil sie bei Kurzarbeit durch Reparaturen und Verbesserungen Wertschöpfung generieren konnten.

Einige Thesen für die sich verändernden städtebaulichen Rahmenbedingungen zeigen, dass die ländlichen Räume bzw. kleineren Kommunen wieder an Attraktivität gewinnen könnten:

  • Das Homeoffice wird zu einem festen und stetig wachsenden Bestandteil der Arbeitswelt werden. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Büroflächen und es steigt die Nachfrage nach größeren Wohnungen mit Arbeitszimmer.
  • Der Strukturwandel im Einzelhandel wird sich erheblich beschleunigen, der Onlinehandel noch schneller wachsen. Dadurch werden Flächen in der Innenstadt frei, die nur schwer umzunutzen sind.
  • Der Verkehr durch Pendler nimmt ab, ebenso die Auslastung des ÖPNV.
  • Die Elektromobilität hat eine wesentlich geringere Wertschöpfung in der Produktion zur Folge. Die Zahl der neu zugelassenen Autos und die gefahrenen Strecken könnten deutlich zurückgehen. Das bringt die Autostandorte in finanzielle Bedrängnis.
  • Klein- und Mittelstädte profitieren von günstigen Baukosten und niedrigen Mieten. Sie werden auf Veränderungen schneller reagieren können. Größere Wohnungen mit Büroräumen sind hier auch mit einem Durchschnittseinkommen zu finanzieren.
  • Weniger verdichtete Bauformen auf dem Land sind in der Lage, die eigene Energieerzeugung und Ladeinfrastruktur mit erheblich geringerem Aufwand als der Geschosswohnungsbau zu organisieren.
  • Es wird künftig mehr denn je Aufgabe der Kommunen sein, ein Minimum an Urbanität aufrecht zu erhalten. Bürgercafés und andere ehrenamtliche Angebote müssen den Leerstand auffangen. Auch solche Strukturen sind in Klein- und Mittelstädten gut zu organisieren.
  • Die wirtschaftliche Resilienz der Haushalte wird durch eine hohe Eigentumsquote deutlich erhöht. Es sind geeignete Bauformen zu entwickeln, die durch Eigenleistungen oder stufenweisen Ausbau die Schwelle zum Eigentumserwerb senken.

 

Aktuell werden flächensparende Bautypen mit sehr hohem energetischen Standard entwickelt. Auch die Förderinstrumente für diese Vorhaben müssen nicht vollständig neu erfunden werden. Der seit beinahe 50 Jahren bewährten Bund-Länder-Städtebauförderung stehen neue Programme der KfW-Bank oder der Wohnraumoffensiven einzelner Bundesländer gegenüber.

In den Zentren sind Ideen gefragt, wie Büro- und Handelsflächen in attraktiven Wohnraum umgewidmet werden können. Das erfordert begleitend eine Aufwertung und stärkere Durchgrünung des Wohnumfeldes und die Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs.

Die Stadtverwaltungen werden hierzu mit der Bürgergesellschaft und den Investoren in den Dialog eintreten müssen – die Zukunft unserer Städte unter dem Vorzeichen von Corona bleibt also weiter spannend.

Sie möchten die vorangegangenen Themenbereiche nachlesen:
Einführung | „Stadtentwicklung – Jetzt für die Zukunft lernen
Teil 1 | „Zukunftsmodelle der Stadtentwicklung nach Corona
Teil 2 | „Die Smart City zwischen Innovation und digitaler Kontrolle
Teil 3 | „Digitale Bürgerbeteiligung in Zeiten der Krise
Teil 4 | „Wie pandemiegerecht muss zukünftige Stadtplanung sein?

Denn gesamten Beitrag ‚Stadtplanung und Raumentwicklung in Zeiten vor und nach Corona‘ von Dr. Friesecke, können Sie auf der Geodäsie Seite des Wißner-Verlag GmbH & Co. KG nachlesen oder downloaden: Geodäsie Info

 

Haben Sie Fragen, Wünsche oder Anregungen:

Dr. Frank Friesecke
Geschäftsfeldleiter Stadterneuerung | Autor „Stadtplanung nach Corona“

Ihr Kontakt bei der STEG zu dem Thema ‚Pandemie und ländlicher Raum‘:
Hartmut Gräter
Projektleiter Projektentwicklung

Interesse an weiteren Themen zum Thema Stadtentwicklung – folgen Sie Dr. Friesecke auf Twitter @FFriesecke