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Stadt- und Gemeindeentwicklung
Gestern – Heute – Morgen

60 Jahre die STEG

 

Das Jubiläumsjahr der 60jährigen Firmengeschichte der STEG ist vorüber.
Für ein Interview haben am Jahresende Geschäftsführer Thomas Bleier und Artur Maier ihre Perspektive – nicht nur auf Stuttgart – kurzzeitig gewechselt.

 

 

Geschäftsführer Thomas Bleier (li) und Artur Maier (re) vor dem Riesenrad auf dem Stuttgarter Schlossplatz im Interview mit Tanja Jentz und Kerstin Lepère (Marketing). [Foto: Leif Piechowski]

Die STEG blickt auf 60 Jahre Unternehmensgeschichte zurück. Sie hat dieses Jubiläum genutzt, um in 6 Dekaden die Geschichte der STEG Revue passieren zu lassen.
Mit sechs Fragen an Thomas Bleier und Artur Maier, die im Kontext der vergangenen sechs Dekaden (1961 – 1971 – 1981 – 1991 – 2001 – 2021) stehen,  suchen wir nach aktuellen Antworten in der Stadt- und Gemeindeentwicklung mit den Blick in die Zukunft.

Kommunen bei der Schaffung und Erschließung von Bauland unterstützen – mit dem Ziel einer zügigen und gemeinwohlorientierten Baulandschaffung …

 

Stellen Sie sich vor, wir könnten in die Zeit reisen – zurück in die erste Dekade: 1961 stand die damals gegründete „Familienheim, Gesellschaft für Beschaffung und Erschließung von Bauland mbH“, vor der Frage: Wie können wir Städte und Gemeinden bei der Schaffung und Erschließung von Bauland unterstützen?

Mit dem Wissen von heute und Ihren langjährigen Erfahrungen – was meinen Sie, wie kann die STEG die Kommunen bei der Schaffung und Erschließung von Bauland aus heutiger Sicht unterstützen?

 

Thomas Bleier: Ganz praktisch, indem die STEG im Auftrag der Kommune mit den Grundstückseigentümern Verhandlungen führt und die Verwaltung dabei entlasten kann. Dies gilt sowohl für eine erste Flächenauswahl zur möglichen Baulandschaffung, als auch für die Umsetzung der Baulandbeschlüsse der Stadt oder Gemeinde mit dem Ziel einer zügigen und gemeinwohlorientierten Baulandschaffung. Das Ganze in einem kooperativen Verfahren, welches den Eigentümern Mitwirkungsmöglichkeiten bietet und gleichermaßen städtebauliche, kommunal- und klimapolitische Rahmenbedingungen berücksichtigt. Der Blick richtet sich dabei sowohl auf sinnvolle Ergänzungsflächen an den Ortsrändern und Stadtgrenzen als auch auf die Nachverdichtung und Umnutzung bereits baulich vorgenutzter Flächen.

Klimaschutz und Klimaanpassung der Gebäude und der öffentlichen Räume, sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung werden in Zukunft in noch stärkerem Maße die Stadtentwicklung und den Einsatz von Städtebaufördermitteln beeinflussen.

 

Wir erreichen die zweite Dekade. Die dynamischen 1970er Jahre sind zunächst geprägt von Großsiedlungsbau, Neubaumaßnahmen und Flächensanierung und werden später von einer behutsamen Stadterneuerung abgelöst. 1971 tritt das Städtebauförderungsgesetzt in Kraft und 2021 feiert die Städtebauförderung ihr 50jähriges Jubiläum.

2020 hat der Bund das Bund-Länder-Programmstruktur der Städtebauförderung angepasst: Fördermittel können jetzt für die folgenden Programme eingesetzt werden: Lebendige Zentren, Sozialer Zusammenhalt, Wachstum und nachhaltige Erneuerung. Der Bundeshaushalt 2021 hat Programmmittel in Höhe von 790 Millionen Euro vorgesehen.

Die positiven Veränderungen durch den Einsatz der Städtebaufördermittel in den Städten und Gemeinden sind vielerorts sichtbar. Was gibt es noch zu tun? Was können Kommunen mit Hilfe der Fördermittel zukünftig bewirken und verändern?

 

Artur Maier: Die Themen der Stadt- und Gemeindeentwicklung waren in den letzten Dekaden immer auch von jeweils besonderen Schwerpunkten bestimmt. Das Grundprinzip dabei war – und ist es auch heute noch – das Zusammenspiel von kommunalen und eigentümergetragenen Interessen zur Umsetzung eines gemeinsam geformten Leitbildes.

So waren die 70er das Jahrzehnt der Rückbesinnung auf die Potentiale der Ortskerne und Innenstädte, wenn auch zunächst häufig mit vorgeschalteten großflächigen Abbruchmaßnahmen. Die Prinzipien der behutsamen Stadterneuerung fanden spätestens ab den 80er Jahren zunehmend Berücksichtigung und gelten bis heute. Aktuell stehen Wohnraumschaffung, Baukultur und das gute Miteinander im Quartier im Vordergrund vieler Stadtentwicklungsprojekte. Klimaschutz und Klimaanpassung der Gebäude und der öffentlichen Räume, sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung werden in Zukunft in noch stärkerem Maße die Stadtentwicklung und den Einsatz von Städtebaufördermitteln beeinflussen. Und dabei gilt es städtebaulich interessante Situationen zu schaffen in denen alle Facetten des öffentlichen und privaten Lebens wieder an vielen Orten zusammengebracht werden.

Gemeinsam haben „Ost und West“ heute die Sorge um die Vielfalt und Funktionalität der Innenstädte – Stichworte sind ‚Leerstände in den Erdgeschosszonen‘ und ‚Mononutzungen‘ durch Büros und Dienstleistung.

 

Mit dem Mauerfall 1989 nimmt die STEG ihre Tätigkeit in den neuen Bundesländern, insbesondere in Sachsen, auf. Der Bedarf bei der Sanierung der zum Teil über Jahrzehnte vernachlässigten Bausubstanz und der öffentlichen Infrastrukturen ist enorm hoch und prägt die Geschichte der vierten Dekade. Mittlerweile hat sich auch viel in den ‚neuen Bundesländer‘ getan und die Veränderungen sind in den Städten und Gemeinden sichtbar.

2020 haben wir 30 Jahre deutsche Wiedervereinigung gefeiert. Es wurde viel diskutiert in wieweit wir von einem ‚vereinten Deutschland‘ sprechen können. Die STEG hat Standorte sowohl in Sachsen als auch in Baden-Württemberg. Gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Themenfeld der Stadtentwicklung, was hat sich in den 30 Jahren verändert?

 

Thomas Bleier: Die STEG hat sich unmittelbar nach dem Fall der Mauer in den neuen Bundesländern engagiert. Noch im Jahr 1990 wurde eine Geschäftsstelle in Dresden eingerichtet. Es hat sich in den 3 Jahrzehnten von Mecklenburg-Vorpommern bis in den Südosten nach Sachsen unglaublich viel verändert. Bund und Freistaat Sachsen haben mit den Förderprogrammen der Städtebaulichen Erneuerung (SE-Programm) sowie Städtebaulicher Denkmalschutz (SD-Programm) wertvolle Grundpfeiler der Wiederherstellung sächsischer Kommunen gesetzt. Die technische Infrastruktur – Straße, Kanal, Wasser – wurde gemeinsam erneuert und aufgebaut. Die häufig denkmalgeschützten Gebäude und Ensemble konnten instandgesetzt und modernisiert werden. Fast parallel wurden und werden bis heute aufgrund der demografischen Tatsachen nicht mehr genutzte Wohnungsbestände an den Stadträndern zurückgebaut. Gemeinsam haben „Ost und West“ heute die Sorge um die Vielfalt und Funktionalität der Innenstädte, Stichworte sind Leerstände in den Erdgeschosszonen und Mononutzungen durch Büros und Dienstleistung. Innerhalb der STEG gibt es kein schon lange kein „West“ und „Ost“ mehr, wir sind gemeinsam die Experten für anstehende Aufgaben in der Stadterneuerung und Stadtentwicklung.

Da sind Knowhow, Flexibilität und Innovationskraft gefragt im „Ringen“ um die besten Lösungen in den jeweiligen von der STEG betreuten Städten und Gemeinden.

 

In der fünften Dekade stehen Städte und Gemeinden vor große Veränderungen. Anfang der 2000er wirkt sich der starke Bevölkerungsrückgang einhergehend mit einem hohen (Wohnungs-)Leerstand in den neuen Bundesländern und der Strukturwandel in den alten Bundesländern aus. In diesem Jahrzehnt steht der zunehmende Verlust der Bedeutung der Innenstädte, aber auch der Klimawandel im Fokus.

Gleichzeitig ist diese Dekade geprägt von unglaublich vielen Innovationen des Unternehmens. Zu nennen sind z.B. das Finanz-Management-System, der STEG-Kompass
oder das mitentwickelte FOKOS BW. Alle diese Innovationen haben schlussendlich sogar dazu geführt, dass die STEG mit dem Innovationspreis 2010 ausgezeichnet wurde. Woher kommt diese enorme Innovationskraft und was gibt es Neues in der STEG?

 

Thomas Bleier: Wesentliche „Innovationstreiber“ sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der STEG. Über 100 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung, Ingenieurwesen, sozialen Berufen sowie Verwaltungs- und Betriebswirtschaft engagieren sich täglich in rund 800 laufenden städtebaulichen Projekten. Da sind Knowhow, Flexibilität und Innovationskraft gefragt im „Ringen“ um die besten Lösungen in den jeweiligen von der STEG betreuten Städten und Gemeinden.

Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen in Baden-Württemberg setzt mit der Wohnraumoffensive ebenfalls klare Impulse in Richtung mehr bezahlbaren Wohnraum.

 

In den1980er rücken – wir befinden uns in der dritten Dekade – bezahlbarer Wohnraum, kostengünstiges Bauen oder ökologische Aspekte immer mehr in den Fokus. Themen, die auch heute nicht an Aktualität verloren haben.

Wie kann zukünftig bezahlbarer Wohnbau geschaffen werden, wenn gleichzeitig der Flächenverbrauch reduziert werden soll? Gilt heute das gleiche Motto ‚Von Acker zu Bauland‘ wie vor 30 Jahren, um bezahlbare Wohnungen in Städten und Gemeinden zu schaffen?

 

Artur Maier: Die Ampelkoalition auf Bundesebene hat sich zum Ziel gesetzt pro Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, davon ein Viertel im Sozialen Segment. Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen in Baden-Württemberg setzt mit der Wohnraumoffensive ebenfalls klare Impulse in Richtung mehr bezahlbaren Wohnraums. Da der Bedarf sich nicht gleichmäßig über das ganze Land verteilt, sondern sich auf besonders nachgefragte und prosperierende Regionen und Städte konzentriert, wird es ohne die Ausweisung neuer größerer Baugebiete „auf der grünen Wiese“ nicht funktionieren.
Selbstverständlich kann durch eine Stärkung des „Ländlichen Raumes“ wie durch Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs oder / und der flächendeckenden Versorgung mit leistungsfähigen Internetverbindungen die Schaffung von Wohnraum innerorts und in bestehenden Quartieren ebenso gelingen. Aus heutiger Sicht brauchen wir beides.

Resilienz bedeutet aber auch finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen. Diese generiert sich auf der Basis einer tragfähigen Wirtschaft in Industrie und Gewerbe.

 

Die letzte Dekade 6 kann als Krisenjahrzehnt bezeichnet werden. Flüchtlingskrise, Klimawandel, Wohnungsnot und schlussendlich die Corona-Pandemie setzen den Städten und Gemeinden stark zu.

Welche Handlungsmöglichkeiten sieht die STEG, um die Kommunen zukunftsfähig zu entwickeln und resilienter gegen Klimawandel oder die Auswirkungen der Pandemie zu werden? Was könnte in der Zukunft für die Entwicklung der Städte und Gemeinden von Bedeutung werden?

 

Artur Maier: Beim Klimawandel stehen zwei große Themen auf der Agenda. Es geht zum einen um die Einsparung des CO2 Ausstoßes durch energieeinsparende Modernisierungsmaßnahmen an Gebäuden und eine ressourcenschonende Energieversorgung auf Quartiersebene. Und es geht zum anderen darum, unsere Städte und Gemeinden auch baulich an die Folgen der Klimaveränderung anzupassen. Dabei sind zum Beispiel Retentionsflächen zur Aufnahme von Starkregen und Hochwasser vorzusehen sowie öffentliche Räume so zu gestalten, dass sie einer Überhitzung der Innenstädte entgegenwirken.

Resilienz bedeutet aber auch finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen. Diese generiert sich auf der Basis einer tragfähigen Wirtschaft in Industrie und Gewerbe. Insofern wird es darauf ankommen, anstehende Transformationsprozesse in der Automobilbranche und im Maschinenbau aber auch der Chemieindustrie mit einem geeigneten Flächenmanagement zu begleiten.

Die Pandemie hat zudem Veränderungen im Einzelhandel hin zu mehr Online-Handel verstärkt. Um die Zentren dauerhaft lebendig und attraktiv zu erhalten, sind leerstehende Flächen (zwischen) zu nutzen und öffentliche Räume im Sinne einer „doppelten Innenentwicklung“ – also Verdichtung und Qualitätsverbesserung – weiter zu gestalten.

Stichworte sind Gastronomie, Kreativwirtschaft und Kultur. Das Ziel der produktiven Stadt im Sinne von Arbeiten und Wohnen ist zu verfolgen.
Und es sind sukzessive Nutzungen wieder zurück in die Innenstädte zu holen, wie Schulen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Sportstätten und Hallenbäder etc.

Es braucht es weiterhin eine starke Städtebauförderung! Diese ist Voraussetzung für den Erhalt und die Schaffung lebens- und liebenswerter Innenstädte und Ortskerne.

PERSPEKTIVWECHSEL

 

 

Stadt- und Gemeindeentwicklung

Wir bedanken uns bei den Geschäftsführern der STEG, Thomas Bleier und Artur Maier, die mit ihrem ‚Perspektivwechsel‘ Chancen und Möglichkeiten der Städte und Gemeinden erläutert haben.

 

„Wir alle, die bei der STEG arbeiten, haben dieses eine Ziel:
Jede Stadt und jede Gemeinde,
jeden Land- und Stadtkreis, jede Region
einzigartig, attraktiver und lebenswerter zu machen.“

Gerne informieren wir Sie über die umfassenden Möglichkeiten für Ihre Kommune:

Bernd Kujacinski Geschäftsfeldleiter | Vertrieb
Marianne Maier-Rivera Stadtplanung | Vertrieb Baden-Württemberg

Marco Hereth Standortleiter | Vertrieb Sachsen
Claudia Bieder Gebietsmanagement | Vertrieb Sachsen